Februar

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Im Hornung Schnee und Eis, macht den Sommer lang und heiß

 

Früher, als die Westgermanen der altdeutschen Sprache noch mächtig waren, bezeichnete man den Februar als Hornung. 2 Arten der Herkunft gelten als überliefert:

  • Hornung – ursprüngliche Bedeutung für Winkelkind (Hornjunges); also für ein nicht im Ehebett, sondern im Winkel gezeugtes Kind
  • Hornung – steht für Hörnung; also das Geweih-Abwerfen des Wildes im Februar

 

Ich denke, heute gibt es mehr Winkelkinder als Hirsche im Wald. Das liegt nicht unbedingt an den begrenzten Wäldern für unser Wild, sondern eher am Erfindungsreichtum und der evolutionären Entwicklung des Menschen. Aber lassen Sie uns zum Thema des Arbeitskalenders für den Monat Februar zurück kommen. 😉

Wir schneiden was das Zeug hält. Diverse Laubgehölze wie Bäume, Blütensträucher, Stauden, Rosen etc. kommen bei milden Temperaturen und frostfreiem Wetter unter die Schere. Im Internet erhalten Sie unter anderem bei wetter.com eine Vorhersage, wie sich das Wetter in Ihrer Region in den nächsten Tagen entwickelt. Die Daten lassen sich auf bis zu 16 Tagen einsehen und sind zumindest in Bezug auf die zu erwartenden Tages- und Nachttemperaturen einigermaßen genau.

Beim Baumschnitt beachten Sie bitte folgendes: Die Schnittstellen größerer Äste sind für den Baum offene und krankheitsanfällige Wunden. Es gibt speziellen Baumwachs, der, auf die frischen Stellen gestrichen, die Verletzungen gut verschließt und den Heilungsprozess des Gewächses unterstützt.

 

Ist’s im Februar zu warm, friert man zu Ostern bis in den Darm

 

Kalte Ostern? Wer will das schon. Weder dem Osterhasen noch den Kindern macht es Spaß, mit Mütze, Schal und Handschuhen auf die Pirsch zu gehen. Also drücken wir die Daumen und ertragen Frost und Wind im Februar, damit die Ostereier im Frühling nicht erfrieren.

Andererseits hat ein milder Februar auch Vorteile. Es können verschiedene Sämereien und Knollen in frostfreien Räumen vorgezogen werden. Sommerblumen, wie Trompetenzungen, Löwenmäulchen, Astern, Zinnien und Ziertabak. Übrigens dürfen Sie in Deutschland bis zu 99 Pflanzen Echten Tabak anbauen, bevor steuerrechtliche Probleme auftauchen.

Doch wer braucht schon diese Mengen an Tabak im Kleingarten, zumal sich diese Art des Anbaus in den wenigsten Fällen mit der jeweiligen Gartenordnung verträgt? Ein paar Pflanzen des hochgiftigen Echten Tabaks können aber nicht schaden. Ein Auszug seiner Blätter auf den nicht essbaren Teil anderer Pflanzen gesprüht, hält Schädlinge und Ungeziefer von selbigen zuverlässig fern. 😉

Die Kräutergärtner unter Ihnen säen lieber Salbei, Rosmarin, Thymian, Liebstöckel oder Lavendel. Unverzichtbare Kräuter, die jedes Mahl bereichern und sich zudem günstig auf das eigene Wohlbefinden auswirken können. Etwas zum schnell Essen gibt es ebenfalls: Kresse, Kerbel, Rucola oder die berühmten Keimsprossen fühlen sich an der warmen Fensterbank wohl und werden den Tisch schon bald mit dem ersten Grün des Jahres bereichern.

Meine Empfehlung: Wilde Rauke – diese wächst zwar langsamer als der normale Rucola; hat aber einen intensiveren Geschmack als die Rucola-Supermarkt-Ware. Für einen Salat aus diesen Blättern, gewürzt mit etwas Pfeffer und Salz, einem Schuss Kräuteressig und Kräuteröl, etwas frisch geriebenem Parmigiano Reggiano und einigen gerösteten Pinienkernen lasse ich (fast) alles stehen und liegen.

Puffbohnen-Samen der Sorte Karmesin

Puffbohnen-Samen der Sorte Karmesin

Außerdem werden im Februar Puffbohnen gesät. Puffbohnen? Vielleicht kennen Sie die Bohne unter anderem Namen wie Saubohne, Ackerbohne, Pferdebohne, Fave oder Dicke Bohne? Sobald der Boden offen, also von Schnee befreit und nicht mehr gefroren ist, können Sie die schmackhaften und energiereichen Samen dieser Hülsenfrüchte versenken.

Früher, also vor der Zeit von Fleisch aus Massentierhaltung und Fast-Food, war die Puffbohne gemeinsam mit der Erbse die wichtigste und erste Eiweißquelle des Jahres. Ein dankbares Gemüse, dass außer der Beikrautregulierung kaum Aufmerksamkeit bedarf. Die ersten jungen Fiolen können, zumindest von der hier angebauten Sorte Karmesin, bereits ab Anfang Juni geerntet werden.

Wer den Geschmack der ausgewachsenen aber noch grünen Samen mag, zaubert sich daraus ein leckeres Erfurter Bohnengericht: Kerne auspuhlen und mit Speck und Sahne kochen. Reife Samen verlieren ihre Keimfähigkeit erst nach 4-5 Jahren und trocken gelagert sind sie die ideale Notnahrung in schweren Zeiten. Meist landen sie aber schon früher in einem deftigen Eintopf.

Wer die Puffbohne verächtlich Viehfutter nennt, hat sie noch nicht probiert oder seine Geschmacksrezeptoren schon vollends an die künstliche, mit Geschmacksverstärkern injizierte Industrienahrung abgegeben.

In alten Zeiten stand oftmals tagelang ein Boanhafele (Bohneneintopf) am Herd und die Leute wussten warum: “Des wor a sa guate Kost, do hot man koan Hungo mehr bikemm.”

 

Sankt Roman hell und klar bedeutet ein gutes Jahr

 

Gemeint ist der 28. Februar. An diesem Tag wird dem heiligen Romanus von Condat gedacht, der um 400 im Burgund lebte, arbeitete und predigte. Überhaupt sind viele der alten Bauernregeln heiligen Personen längst vergangener Zeiten gewidmet. Klar, ein Großteil dieser Vorhersagen sind regional unterschiedlich einzustufen und die Einführung des gregorianischen Kalenders hat  diese Regeln ein wenig aus dem Tritt gebracht.

Aber: aktuelle Statistiken besagen eben, dass einige dieser Wetterprognosen relativ häufig zutreffen. Außerdem wurde bisher noch für jede Wetterlage eine passende Bauernregel gefunden. Was machen wir als Kleingärtner also in unserem kleinen Paradies? Wir nehmen das Wetter wie es ist – ein anderes bekommen wir eh nicht.

Wer beim Eintreffen der ersten Regenfälle keine böse Überraschung erleben möchte, kann im Februar seine Dachrinne auf mögliche Undichtheiten überprüfen. Gleichzeitig ist es ratsam, die gesamte Rinne von altem Laub und Schmodder zu befreien. Meist entdeckt man erst danach die Löcher in der Traufe.

Letztens erlebt: Meine alte Dachrinne stammt noch aus DDR-Zeiten – also nix mit Plastik und so. Einige kleinere Löcher konnten aber erfolgreich mit einer Art Acryllack geschlossen werden. Und passend zur Rinne eine Dose aus alten DDR-Beständen; im hintersten Winkel des Schuppens gefunden. Endverbraucherpreis (EVP): 4,90 Mark. Die Dose lies sich ohne weiteres öffnen und dessen Inhalt erfolgreich zu einer Art weißem Lack verrühren. Mindestens 25 Jahre alt das Gebräu –  es war eben nicht alles schlecht damals. 😉 Nun ist die alte Rinne dicht und macht es sicher noch weitere 10 Jahre.

 

Nebel im Februar – Kälte das ganze Jahr

 

Falls es doch keinen Nebel gibt und sie die Hand klar vor Augen sehen, schnappen Sie sich einen Harken. Die Bearbeitung Ihrer Beete steht an. Bei der Gelegenheit überprüfen Sie den ph-Wert Ihres Bodens. Wie Sie das ohne Laboreinrichtung bewerkstelligen, sehen Sie in diesem kurzen Youtube-Video. Übrigens ein empfehlenswerter Kanal, den ich selbst abonniert habe. Ein handelsübliches Probeset bekommen Sie in jedem gut sortierten Baumarkt.

 

 

Ständige Regenfälle und Tauwasser haben die Nährstoffe aus den oberen Schichten ausgewaschen und in die Tiefe transportiert. Ist der Boden zu sauer, sollten kalkhaltige Dünger wie Steinmehl oder Thomasmehl in entsprechenden Dosen ausgebracht werden. Tipp: Wer seine Eierschalen über das Jahr sammelt und diese zerkleinert, hat schon mal eine Menge Kalk für seine Beete, den er nicht zukaufen muss.

Zusätzlich freut sich der Boden über eine dünne Schicht aus Kompost oder grob verrottetem Mist, der leicht eingeharkt wird. Hornspäne eignen sich ebenfalls sehr gut, um Ihrem wichtigsten Arbeitsmittel nach der langen Winterpause wieder ausreichend Nährstoffe zuzuführen.

Es gibt in jedem Garten Pflanzen, die mögen einen etwas sauren Boden. Dazu zählen unter anderem Erdbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren usw. – eben jene Vertreter unserer Flora, die ursprünglich im Wald wuchsen und domestiziert wurden. Hortensien oder ähnliche Stauden aus dieser Pflanzenfamilie mögen es ebenfalls gerne etwas sauer.

Andere und vor allem Gemüse- und Kräuterpflanzen kommen mit einem sauren Boden überhaupt nicht zurecht. Gerade hier ist es wichtig, durch ausreichende Kalkzugabe das Wachstum zu fördern, um nicht am Ende kümmerliche Pflanzen und mäßige Ernten einzufahren.

Schon wieder fast 1000 Wörter für diesen Monat Februar des Arbeitskalenders in die Tastatur gehämmert und es gäbe noch so viel zu schreiben. Aber dieser Artikel soll ja in keine wissenschaftliche Abhandlung ausarten, sondern lediglich ein paar Tipps und Hinweise für den KleingärtnerIn unterbreiten.

 

Winterlinge im Kleingarten

Winterlinge im Kleingarten

 

Also: Frisch ans Werk – diese Form der Kommunikation kann von Ihren Kommentaren und Ergänzungen bereichert werden. Darauf freue ich mich ganz besonders.

Am Ende noch der Hinweis auf die Mischkulturtabelle für den Anbau von Nutzpflanzen, die sie bei Bedarf im oberen Menü unter dem Reiter Gartentipps finden. Mit dessen Hilfe wird die Planung des neuen Gartenjahres und die Bestückung Ihrer Beete mit nützlichem Grünzeug zum Kinderspiel. 😉

Viel Erfolg und allzeit einen grünen Daumen wünscht Ihnen Ihr

Kleingärtner Uwe

 

1 Kommentar

  1. Der Artikel über die Puffbohne hat mir sehr gefallen.
    Erfurter Puffbohne ist ein Kosename für echte Erfurter, die auch dort geboren sind. Zufälligerweise bin ich eine solche Erfurter Puffbohne.
    Ein original Erfurter Puffbohnen-Salat wird folgendermaßen zubereitet :
    Gekochte Puffbohnen mit klein gewürfelten Zwiebeln mischen. Zucker, Salz, Öl und Essig verrühren und über die Bohnen geben. 2 Stunden ziehen lassen. Gekochte Eier und Sülzwurst klein schneiden und auf dem Salat anrichten.
    Mit Petersilie bestreuen und fertig. Ich denke ein solcher Erfurter Puffbohnen-Salat wird auch in Sömmerda schmecken.

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